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Kein Platz in der Herberge

Es begab sich vor ein paar Jahren an einem Sonntagmorgen im Dezember. Wir waren gerade mitten in der Probe für das Krippenspiel.  Da erhielt die alte Geschichte plötzlich eine unerwartete Aktualität. Während nämlich bei dieser Probe Maria und Joseph in Bethlehem von Tür zu Tür gingen und erfolglos eine Herberge suchten, während sie immer wieder zu hören bekamen: »Alles voll, kein Platz mehr«, da öffnete sich die Kirchentür und herein kamen vier Kinder schwarzer Hautfarbe. Mit ihren Eltern waren sie nach Deutschland geflüchtet vor den Wirren eines  Bürgerkrieges in Afrika, um hier Asyl zu finden. Sie kamen an diesem Sonntag zum erstenmal  in unsere Kirche, aber das Problem war nun: Alle Rollen waren längst  besetzt. Nichts mehr frei.
Wohin also mit diesen Kindern, die das Pech hatten, zu spät gekommen zu sein? Die Rettung waren dann die Engel, die himmlischen Chöre, und die Hirten auf dem Felde. Letztere  mussten noch etwas zusammenrücken für Mutas und zwei andere, May wurde zum Engel. Kleid und Flügel schenkte ihr jemand aus unserem Ort. So konnte es Weihnachten werden.
Als am Heiligen Abend das Christkind im Stall in der Krippe zu Welt kam, da freuten sich die Hirten mehr als sonst und unter den Engel strahlte einer ganz besonders.
»Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden...« haben die Engel bei der Geburt Jesu gesungen.
Im folgenden Sommer sind May und Mutas in ihre Heimat zurückgekehrt, ein Land, in dem zwar ein Krieg zu Ende gegangen ist, in dem aber die Bedrohung durch Hunger und Not immer noch bittere Realität blieb.
Das Haus wo sie hier wohnten – mehr Stall als Wohnung – ist inzwischen abgerissen. Ihre Spuren haben sich verflüchtigt.  Aber bestimmt gibt es sie noch in dieser Welt: Engel und Hirten, die herangewachsen sind und den Glauben im Herzen tragen, dass diese Erde Platz für alle Menschenkinder bietet.

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