Konfi ist geil - Konfirmation 2011
Philipper 4, 1 - 7
Meine lieben Schwestern und Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone, steht fest in dem Herrn, ihr Lieben.
Evodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn.
Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei; sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft, zusammen mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
Lasst alle Menschen erkennen, wie gut ihr seid. Der Herr ist nahe!
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen bringt eure Bitten im Gebet mit Dank vor Gottes Ohr
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
„meine lieben Schwestern und Brüder, meine Freude und meine Krone … der Herr ist nahe“ oder auch – so hat es einer von euch in seiner Sprache auf seine Bibel geschrieben „Es war eine geile Zeit“. Irgendwo auf der Abdeckplane am Maltisch auf der Freizeit stand es abermals: „Konfi ist geil“. Auch wenn es nicht meine Sprache ist - so was freut mich natürlich und ich wünsche euch, dass eure Herzen und Sinne darin bewahrt bleiben.
Ihr habt damit nämlich sehr genau das Geheimnis des christlichen Glaubens getroffen. Am Anfang steht eine wunderbare Zeit. Da werden Menschen zu Freunden, Erzfeinde zu Schwestern und Brüdern, und die Wunder dieser Zeit tragen sie dann durch ein ganzes Leben.
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„Freut euch!“ Es geht um Freude, Lebensfreude, den Spaß miteinander. Den sollt ihr als junge Christen haben. Evangelium – Freudenbotschaft steht als Überschrift über den Erzählungen von Jesus Christus. Lebensfreude ist das Fundament, das wir heute confirmieren - gemeinsam fest machen.
Das erste Wunder Jesu ist nicht die Heilung der Gelähmten, die Sturmstillung oder eine Totenauferweckung, - das kommt erst später. Das erste Wunder ist die Verwandlung von 600 Liter Wasser zu bestem Wein auf der Hochzeit zu Kana. „Freuet euch in dem Herrn allewege.“ Ein großes Fest, die Lust am Leben, und es kommen immer noch ein paar Gäste dazu. Das ist der Beginn.
Heute ist zwar keine Prinzenhochzeit wie letzte Woche im Fernsehen aber doch die Konfirmation von Prinzessinnen und Prinzen. Das seid ihr ja für Mama und Papa - so entnehme ich das dem Dankgebet der Eltern. Könige und Königinnen, das seid ihr auch für euren himmlischen Vater: Freie Christen. hr steht zusammen beim Herrenmahl. Wir feiern euren Eintritt in eine neue Lebensphase mit neuen Rechten, Freiheiten und Verantwortlichkeiten, mit himmlischem Segen von oben, mit ganz irdischem Segen hier unten. Für beides gilt: „Freuet euch und abermals sage ich euch freuet euch!“
Das Leben liegt vor euch, bunt und vielfältig wie die Buchdeckel eurer selbstgestalteten Bibeln: das Kreuz in Weiß, Grün oder Schwarz als Symbol für Jesus Christus, der Dank für eine wunderbare Zeit auf der Rückseite. Ein Buchdeckel, der missraten schien, wurde zur Bibel der ganzen Gruppe und findet nun im Pfarramt einen Ehrenplatz als - sagen wir mal - die Konfibibel des Herrn Jesus, des guten Geistes, der uns begleitet hat in diesem Jahr, und der von Zeit zu Zeit ganz sichtbare Gestalt annahm.
Euer Leben, eure Seele ist da drin - in der persönlichen Bibel in Bild und Wort. Weil es um euer Leben geht, so ward ihr nach dem Vorstellungsgottesdiensten in einer dichten Traube um den Altar versammelt und habt in dieser Bibel geblättert. Das erste Exemplar war heiß begehrt. Wie bin ich selbst da drin, im Buch des Lebens, mit welchen Bilder, welchen Worten? Wie ist mein Name hineingeschrieben? Bin ich schön oder sage ich: O Gott, nein? Sind die guten Worte, die jemand über mich schreibt nur geschleimt, oder bin ich das in Wahrheit, auch wenn ich es manchmal selbst nicht glauben kann?
„Ich bin die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus. Die Wahrheit ereignet sich ganz lebendig in jedem Wort das aus Gottes Mund kommt, in jedem Wort der Liebe. Da geschieht etwas, da werden Menschen verwandelt. „Ich liebe dich“ – da geht ein himmlisches Strahlen über dein Gesicht - jedenfalls wenn des der Richtige sagt, der Wahre.
Gib einem Menschen gute Worte und er wird gut – meistens.
Töten beginnt mit Worten, sagt Jesus. „Wer zu seinem Bruder sagt, du Idiot, der zündet ein Höllenfeuer an.“ Aber auch Leben beginnt mit Worten. Der Himmel beginnt mit Worten: So habt ihr himmlische Worte geschrieben, wie zum Beispiel diese:
„Mirjam, Herzchen, allerbeste Kindergartenfreudin. Du bist aus meinem Leben echt nicht mehr herauszudenken. Vannessa, mit dir kann man echt harecore-Fun haben. Hab dich voll lieb.
DeinPhilipp.“ Es gibt viele solcher guter Worte über andere in dieser Bibel.
Gute Worte. Damit lassen sich selbst sehr schmerzhafte Erfahrungen noch in Hoffnungszeichen für die Zukunft verwandelt, wie das folgende Beispiel zeigt. „Als wir das allerletzte mal Konfi im Gemeindehaus hatten, wollte Sandra durch eine Stahltür laufen, die automatisch zugeht. Sie ist mit dem Kopf dagegen, hat erstmal total gelacht, doch als ihr das Blut durch die Finger gelaufen ist war es nicht mehr lustig. Doch wir mussten trotzdem alle lachen, auch Sandra, die jetzt als Erinnerung eine kleine Narbe hat.“
Die kleine Narbe – das kleine oder große Kreuz - sie sind Erinnerungszeichen für eine gute Gemeinschaft, die Stahltüren und Schicksalsschlägen trotzt.
Als Paulus unseren Predigttext an die Philipper schreibt macht er noch eine andere Erfahrung. mit einer geschlossenen Tür. Er sitzt im Gefängnis. Da sollte ihm eigentlich das Lachen vergehen. Angeblich, so wirft man ihm vor, soll er die traditionellen Werte zerstört haben. Die Verehrung der Göttin Diana in Ephesus etwa und das damit verbundene Geschäft der Silberschmiede. Weil die Leute keine Angst mehr vor der Jagdgöttin Diana haben und nichts mehr von ihr erhoffen, kaufen sie auch keine Schutzfiguren mehr. Die Dinger sind nichts mehr wert. Das ärgert die Silberschmiede. Sie fürchten um ihr Geschäft – um ihre Werte - wenn die alten Götter nichts mehr wert sind. Deswegen lassen sie Paulus verhaften.
Dass sie in Zukunft statt Dianafiguren ja Silberkreuze zur Konfirmation machen könnten, das sehen sie noch nicht. .
Deswegen muss Paulus hinter Gitter. Dort erreicht ihn auch noch die Nachricht vom – heute würde man sagen - Zickenalarm in Philippi. Evodia und Syntyche, zwei Frauen, die die christliche Gemeinde mit aufgebaut haben sind sich in die Haare geraten. Ja da kann einem die Freude dann schon vergehen. Wenn so zwei Damen aneinander geraten und sich bekriegen - das kann einem schon den Spaß verderben. Dabei mag er sie doch beide in gleicher Weise, und beide sind sie so wichtig: Evodia und Syntyche. Deswegen schreibt er die Ermahnung an die beiden, ihren Privatkrieg nicht auf Kosten der Gemeinschaft zu machen. Es soll gar nicht verschwiegen werden, dass sich manchmal auch Christen bekämpfen, hassen statt lieben. Aber es wird uns und euch etwas mitgegeben wie wir mit einem solchen Konflikt umgehen können.
Da wird die Erinnerung wichtig, die Erinnerung an all das Schöne, was man miteinander erlebt hat, die wunderbar „geile“ Zeit. Das gemeinsame Essen, wo Freund und Feind an einem Tisch zusammenkamen. Davon kannst du leben, gerade dann wenn die Zeiten nicht so wunderbar sind.
Es wird das Gebet wichtig, Geduld in Trübsal, Gelassenheit, und Vertrauen in die Kraft der Liebe. Und die Erinnerung wie Jesus geblutet hat, als seine besten Freunde ihn verraten und verleugnen. Dennoch schließt er sie nicht vom Abendmahl aus. Es bleibt dabei: Auch Judas gehört dazu! Als der nach einer großen Dummheit eine nach Größere begeht – er bringt sich nämlich um – da kommt Jesus extra noch mal vom Himmel und sucht sich einen mindestens genauso großen Schurken wie ihn: den Paulus nämlich. Das ist der neue Bund: Er wischt die Tränen ab, verwandelt Leidenszeiten zu Segenszeiten. Schuld und Dummheit in Lebensenergie. Du kannst wieder Lachen, abermals lachen und hast eine Mission.
Es blitzte in der Zeit mit euch etwas auf von diesem Geheimnis der Verwandlung: beim Abendmahl, bei der Wahl der Miss Bieber und anderen Kultveranstaltungen. Mancher konnte einfach mal seine wahre Schönheit zeigen. Lebensfreude pur mit Musik und bunten Farben.
Ein Geheimnis dieser Freude ist: Andere haben sich dafür geopfert, freiwillig geopfert. Die Konfirmandenhelfer zum Beispiel, die haben ihre Zeit geopfert. Die haben das alles vorbereitet, damit ihr ein paar schöne Tage und Abende habt: beim Konficup, im Casino, bei der Olympiade, im Schönheitswettbewerb. Die haben euch die Hände gewaschen und bedient, damit die Zeit wirklich etwas ganz Unvergessliches wird. Heute opfern unsere Kirchenvorsteher ihre Zeit für euch, und die Sängerinnen und Sänger unseres Chores noch dazu. Die kriegen da nichts dafür, die machen das für ein Danke schön und der Ehre wegen.
Ja, Gott selbst opfert sein Leben für uns, damit unser Leben auf diesem Planeten unvergesslich schön wird. „Wir sind geboren um zu leben, mit den Wundern dieser Zeit“. Das ist Gottes Dienst.
So ereignete sich dann bei euch christliche Mission. Von Zeit zu Zeit kam noch der eine oder andere Gast dazu. Mancher kam recht regelmäßig und wir finden die Spuren davon in der Bibel. Andere kamen gelegentlich vorbei.
Nicht immer wird aus einer solchen Teilnahme die Konfirmation. Zu diesem Fest hier gehört schließlich auch noch eine Familie im Hintergrund, Eltern und Verwandte, die das mittragen, die auch ihr Ja zu eurer Konfirmation sagen. Das ist nicht bei jedem Jugendlichen so.
Als Hoffnung für die Heiden hat eure Bibel deswegen auch noch diese schöne Geschichte vom Apostel Philipp: Der trifft den äthiopischen Finanzminister auf der Straße in den Süden und gemeinsam fahren sie, reden sie, erzählen sie, bis dem Heiden von sich aus eine Frage durch den Kopf geht und die stellt er dann auch: „Was hindert’s mich taufen zu lassen? Und - so berichtet die Bibel – Philipp taufte ihn auf der Stelle „und er zog seiner Straße fröhlich.“
Das also kommt bei wahren christlichem Glauben heraus: Ein fröhlicher Mensch. „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“