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Liebe Festgemeinde!


Goldene, Diamantene, Eiserne und Gnadenkonfirmation. Was ist das eigentlich? Da kommen Menschen nach so vielen Jahren noch mal wieder, um an ihre Konfirmation zu denken?
Vielleicht aber ist die langjährige Schulgemeinschaft an einem Ort auch genauso wichtig. Schließlich fielen damals Ende der Schule hier in Wachenbuchen und Konfirmation noch häufig zusammen. Doch spätestens bei der Zahl der Silbernen merken wir, dass sich hier etwas verändert hat.

Ob Schule, ob Kirche - Sie alle sind heute wieder hier in unserer Wachenbücher Kirche, um sich zu erinnern. Und ich denke, Sie haben jetzt auch Bilder vor Augen, wie das war, damals vor 25, 50 vor 60 oder vor 70 Jahren.

Über die Konfirmation vor 70 Jahren gibt es einen eindrücklichen Bericht, den wir zur Kirchenchronik hinzugefügt haben. Ich lese den mal:
„Am 18. März 1945 sollte unsere Konfirmation sein und am 6. Januar war der Luftangriff auf Wachenbuchen und Mittelbuchen, und unsere Kirche ist vollständig ausgebrannt. Wir durften nicht löschen, weil Wohnhäuser wichtiger waren
Pfarrer Scheich lebte damals in Wachenbuchen. Er war in Hanau ausgebombt. Er richtete im Pfarrhaus die zwei Räume im Erdgeschoß als Gottesdienstraum ein, dort wurden wir konfirmiert. Jeder durfte höchstens vier Personen mitbringen. Es wurde auch gefeiert, obwohl mein Vater im Krieg war und keinen Urlaub bekommen hatte. In der Nacht darauf war dann der große Angriff auf Hanau, bei dem Hanau fast ganz zerstört wurde. Es war eine schlimme Nacht.“

Manche dieser Bilder stehen uns heute wieder vor Augen, wenn wir die vielen Flüchtlinge sehen, die aus einem kriegszerstörten Land kommen und bei uns Heimat suchen. So wie auch damals viele Flüchtlinge hier in unseren Ort kamen und Aufnahme suchten. Zwei Räume im Pfarrhaus wurden zu Gottesdiensträumen, der Rest war mit Flüchtlingen und Ausgebombten belegt. Es war damals wie heute: Mancher hat sich ein Herz gefasst und die Geflüchteten aufgenommen, andere haben die Türen verschlossen.

Zehn Jahre später: die diamantenen Konfirmanden. Während der Konfirmandenzeit wurde die Kirche wiederaufgebaut und eingeweiht. Es gab wieder Glockengeläut und im Jahr der Konfirmation wurde auch die Orgel wieder in Betrieb genommen. In der Konfirmandengruppe war inzwischen auch das ein oder andere Flüchtlingskind gut integriert. Bei manchen dauerte es noch etwas länger, denn die hatten eine andere Religion. Die waren katholisch. Das war damals etwas ganz Fremdes hier. Doch heute stehen sie auf der Liste, die Sie, die diamanten Konfirmanden uns eingereicht haben selbstverständlich mit drauf, mit dem kleinen mündlichen Vermerk: Die gehören bei uns dazu.

Noch mal zehn Jahre später: die goldene Konfirmation. Ein Wirtschaftswunder hat sich ereignet. Das lag auch an den Flüchtlingen. Da waren viele, die hatten alles verloren, und sie haben auch ein bisschen gejammert, aber dann haben sie sich hier wieder etwas aufgebaut. Es ging nicht alles gleich sofort, aber als die Dinge dann ins Laufen kamen, wurden viele Hände gebraucht, mehr als überhaupt da waren. Es gab einen großen Sog, aus der Ostzone in den Westen zu flüchten, so dass da Grenzzaun und Mauer gebaut wurden, damit die nicht alle hierher kommen sollten. Aber selbst diese Arbeitskräfte reichten nicht, und so wurden zusätzlich zu denen, die hierher geflüchtet waren noch Gastarbeiter angeworben. Dass die meisten von denen katholisch waren und erst Deutsch lernen mussten, spielte jetzt kaum eine Rolle. Sie haben das Land um Pizza und Gyros bereichert. Das von ihnen mit verursachte große Bevölkerungswachstum bereicherte Wachenbuchen um einige Neubaugebiete

In der Zeit der silbernen Konfirmanden: wieder große Flüchtlingsströme und Wanderungsbewegungen gen Westen. Die Mauer fiel, die Grenzen öffneten sich. Auch hier in der Kirche haben wir das Fenster gen Osten, das zuvor mit einer Spanplatte zugenagelt war, wieder aufgemacht und mit Glasmalerei ein paar Farbtupfer in das Gotteshaus gebracht.

Dann sind da noch eingebettet in die zeitgeschichtlichen Ereignissen die Bilder der jeweiligen Konfirmation, die einige Jahrzehnte zurückliegt, und wie Sie das damals gefeiert haben.

Ein Ereignis, auf das Sie sich damals vorbereitet und gefreut haben, vor dem Sie auch aufgeregt waren. Denn das war ja etwas ganz Wichtiges. Konfirmation, das war und ist eben auch der Übergang zur Jugend und zum Erwachsenenleben.

Woran erinnern Sie sich, Jede und jeder für sich, wenn Sie an diesen großen Tag zurückdenken? Wenn Sie auch an Ihre Konfirmandenzeit zurückdenken? An den Pfarrer, der Sie in dieser Zeit begleitet hat. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen für Ihr Leben? Lieder und Gebete, die Sie damals auswendig lernen mussten? Die 10 Gebote, das Vaterunser, Glaubensbekenntnis?

Da sind auch Gemeinschaftserfahrungen. Freundschaften, die damals entstanden und bis heute Bestand haben. Und natürlich: Da werden auch manche Streiche, mancher Unsinn sein, den Sie gemacht haben und der irgendwie auch schon immer dazu gehörte.

Nicht immer war das, was Konfirmanden lernen sollten auch das was Konfirmanden tatsächlich gelernt haben. Eine erhebliche Differenz etwa –sagen neuere Untersuchungen, wenn man es nicht schon selber wusste gab es im Bereich des Gottesdienstes. Der Plan war: In der Konfirmandenzeit sollen Konfirmanden lernen mit dem Gottesdienst vertraut zu werden, seine Elemente kennen lernen und gerne an ihm teilnehmen. Mit Kontrollkärtchen wurde die Teilnahme überprüft.
Tatsächlich gelernt aber haben viele: Gottesdienst ist eine langweilige Zwangsveranstaltung in alten Gebäuden mit kaum verständlichen alten Liedern über längst vergangene Dinge. Das ist so eine Art Prüfung. Da musst du hin, damit du konfirmiert wirst, aber danach brauchst du es nicht mehr.
So fatal kann der schöne Lehrplan manchmal schief gehen.
Umso mehr freut es mich, dass Sie heute trotzdem da sind, zu diesem Gottesdienst. Das Fest der Jubliäumskonfirmation verdankt sich ja auch nicht irgendwelchen Lehrplänen, keiner Gottesdienstordnung, das war nicht die Idee von Pfarrern oder Kirchenleitung. Das kommt von ihnen selber. Und bis jetzt hat sich auch aus jedem Jahrgang immer einer berufen gefühlt, das zu organisieren. Gott sei Dank!
Vielleicht liegt das daran, dass hier auch zu Essen und Trinken eingeladen wird als zweitem Teil des Gottesdienstes, zunächst beim heiligen Abendmahl und danach etwas profaner im Bürgerhaus. Da hat dann nicht nur der Pfarrer, da hat ein jeder Christ etwas zu sagen. Sie können sich gemeinsam stärken an Leib und Seele, genauso wie es Konfirmation dem Wortsinn nach bedeutet: Gemeinsam stärken, gemeinsam fest machen.
Deswegen hat Jesus bei der Speisung der 5000 vermutlich gar nicht mal so viel gepredigt, sondern vor allem das Essen organisiert. Auf der Hochzeit zu Kana verwandelt er 600 Liter Wasser zu Wein. Das ist so in etwa die Menge, die an einem Kerbmontag in Wachenbuchen an Apfelwein durchläuft. Die Leute, so verschieden sie auch sind, sollen sich erst mal setzen, was zu essen und zu trinken haben und dann mit einander reden. Er gibt paar kleine Impulse, Gleichnisse, ganz weltliche Geschichten, und dann vertraut er darauf, dass die Menschen das Himmelreich dabei schon finden. Es ist ja mitten unter ihnen.

So wünsche ich Ihnen, dass es da heute viel zu erzählen gibt. Dass sie da in ihren vielfältigen Geschichten ein Stück vom Himmel entdecken, und das weitergeben.

Von oben berührt, das war und ist die Idee, die im Konfirmationssegen steckt. Jedem und jeder Einzelnen persönlich zugesprochen mit einem eigenen Wort, einem Konfirmationsspruch, gute Tradition und zugleich ganz individuell. Ob das Wort auch Fleisch wurde, ob es sie gehalten und getragen hat? Bei einigen war es wohl so.

Wichtig bei all dem ist eine gemeinsame Sprache. Wichtig ist das gemeinsame Fundament und die Besinnung auf den gemeinsamen Glauben. Dazu sind wir also heute hier, um uns jetzt zu besinnen und nachher beim Essen zu bestärken und dann schickt der Herr Jesus sie wieder hin zu allen Völkern: Lehret sie, taufet sie. Ihr werdet mich finden, bis ans Ende der Welt.

Unser Glaubensbekenntnis ist ja auch ganz einfach: Jeder Mensch ist ein Kind Gottes. Jeder und Jede ist vom Himmel geliebt. Wenn sie das gelernt haben und es nun anderen vermitteln reicht es schon.
Der Antichrist: sagt: Wir sind die Herrenrasse und die anderen sind Dreck. Wir haben die allein seligmachende Religion und die anderen sind vom Teufel.
Wir Christen sagen: Alle Menschen sind Kinder Gottes! Und wer mit dem Gottesbegriff Schwierigkeiten hat, der soll halt sagen: Kinder der Liebe oder Kinder des Himmels.
Wir glauben: Die Welt ist auf Glauben und Vertrauen gebaut, und wenn das zerbricht ist die Hölle los. Drei Tage Hölle hat Jesus erlebt, bevor da wieder ein zartes Pflänzchen Vertrauen wächst.
Wir glauben: Liebe ist die Antwort, und wenn die nicht mehr da ist, dann sind Wissenschaft, Religion oder Kultur nichts mehr wert. Der Apostel Paulus schreibt:
Wenn ich prophetische reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und hätte alle Erkenntnis und wäre fromm und religiös, sodass ich Berge versetzen könnte und ich hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Wir hoffen, auch wenn die Welt voller Idioten ist- Sünder hieß das früher- wir hoffen auf ein erfülltes Leben für alle Menschen.
Die Offenbarung des Johannes zeichnet als letztes Bild das himmlische Jerusalem, die Stadt für alle Menschen „und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei, noch Schmerz.“
Für den Weg dahin empfangen Sie heute noch einmal den Segen Gottes.

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