Leuchtendes Angesicht, 4. Mose 6, 22-27 - kloster-hachborn.de

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Leuchtendes Angesicht

Jubiläumskonfirmation 2007




Gott sprach zu Mose:  Sage Aaron und seinen Nachkommen und sprich: So sollt ihr zu den Leuten von Israel sagen, wenn ihr sie segnet: Gott segne dich und behüte dich; Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; Gott hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne. (4. Mose 6, 22-27)



Liebe Jubiläumskonfirmanden,

kennen Sie das: dieses gewisse Leuchten, das jemand hat. die rehbraunen Augen vielleicht, das strahlende Gesicht. Da lächelt dich bloß jemand an, und du bist angerührt.  Die Aura, der Glanz der Seele, an Tagen wie diesem heute findet sich das ja Besonders bei den Begrüßungen, dem Wiedersehen nach all den Jahren

„Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir.“

Auf  alten Bildern ist das manchmal als Heiligenschein dargestellt als Versuch das Unsichtbare sichtbar zu machen: Die Gnade Gottes über einem Menschen.  

In der evangelischen Kirche kennen wir keine Heiligen wie bei den Römern - Menschen, die für sich heilig sind. Wir feiern zwar auch den Martinstag, aber heilig ist der Martin nicht an sich, sondern in seiner Beziehung zu dem  Bettler am Straßenrand. Die Elisabeth, deren 800. Geburtstag wir gerade feiern, ist das auch nicht an sich, sondern in ihrer Beziehung zu den Kranken und Todgeweihten. So bekennen wir uns zu Recht zu der einen, heiligen, christlichen Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden.

Heilig sind wir in der Gemeinschaft mit Anderen. Heilig ist keiner für sich alleine. Einen Heiligenschein, das gewisse Leuchten des Angesicht Gottes über ihnen, kriegen sie nicht, wenn sie alleine in ihrem Zimmer meditieren, auch nicht wenn sie allein in der Kirchenbank sitzen, oder in der Natur den Himmel bewundern.

Zu einem evangelischen Heiligen gehören mindestens Zwei und der Geist, der sie verbindet. Einer die Ergänzung des anderen. Der, dem etwas fehlt findet sein Heil bei einem anderen – und strahlt, weil ihm für den Augenblick nun nichts mehr fehlt.

So entsprechen wir dem dreieinigen Gott selbst: dem Gott, der sich in den Beziehungen ereignet. Der Vater ist nichts ohne den Sohn und der Sohn nichts ohne den Vater, aber gemeinsam setzen sie Himmel und Erde in Bewegung und manchmal sogar Himmel und Hölle.

Einer ist nichts ohne den anderen, aber miteinander und mit einer besonderen Schwäche füreinander sind wird die Gemeinschaft der Heiligen.

Wie wir heilig werden können wir z.B. bei einem guten Arzt erleben.

Einen guten Arzt, den kann man wohl loben und preisen, vor allem wenn man krank ist, aber selbst der beste Arzt wäre nichts ohne den Patienten. Das Heil, das er geben soll, kann sich nicht entfalten, wenn nicht auf der anderen Seite auch der Kranke ist, der sich heilen lassen will.

So sind wir in einer Heilsgemeinschaft miteinander verbunden. Arzt und Patient, Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Lehrer und Schüler. Shalom, Heil und Frieden, in Hebräischen ist das das gleiche Wort. Frieden  ist dort, wo wir so den Anderen anerkennen und respektieren als Heilsmittel für uns selbst.



Wo wir so zusammenkommen in der Gemeinschaft der Heiligen, da wirkt Gott. Sein  Segen wird sichtbar in dem leuchtenden Angesicht,: in dem Strahlen, das da über ein Gesicht geht: Etwa wenn der Arzt sie vom Zipperlein erlöst hat und sie den tag heute ohne größere Schmerzen genießen können.  Der Segen wird  aber auch sichtbar im Gesicht des Arztes, wenn sie ihm den Dank entgegenbringen für die Heilung und er die Anerkennung erfährt für sein gutes Werk.

Heute, liebe Jubiläumskonfirmanden, kommen sie mit großem Dank an Gott im Himmel. Da leuchtet etwas über ihnen auf. Gottes Angesicht.

Sie können auf viele strahlende Gesichter blicken. Im Erzählen ihrer Lebensgeschichte können sie den Segen entdecken, die Gnade Gottes, die ihnen zur Konfirmation zugesagt wurde, jedem ganz persönlich, durch Handauflegung, dem Symbol der Berührung von Oben.

Ich habe immer wieder erfahren, wie bewegend es für Menschen sein kann, wenn sie persönlich gesegnet werden, durch persönliche Berührung. Natürlich endet jeder Gottesdienst an jedem Sonntag mit dem Segen. Alle, die durch die Kirchentür hinausgehen, dürfen wissen: ich bin gesegnet in dem, was mir bevorsteht auf meinen Wegen. Wir wissen es. Das könnte schon genügen - und genügt uns doch nicht. Von Zeit zu Zeit, von Fall zu Fall, an den Übergängen des Lebens sehnen wir uns nach der Berührung durch den Anderen, mit dem ganz Anderen, den Sinn und Geschmack von Gott.

Damals bei der Konfirmation wurden sie von oben berührt mit der Zusage: „Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade, Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten.“ Manche wurden bei der Trauung berührt, mit dem Trausegen auf die Hände, die sich zwei Menschen reichen. Oder bei der Taufe, als Segenssymbol das  mit dem Finger auf die Stirn eingezeichnete Kreuz.

Dem Verstorbenen noch singen wir „so nimm den meine Hände“, eine Handreichung und eine letzte Berührung bei der Aussegnung.

So begleitet  Gottes Segen unser Leben. Darin leuchtet etwas auf vom Geheimnis der Welt: Wir sind miteinander verbunden. Wir können Lebenskraft einander weitergeben, uns stärken und helfen zu allem Guten.

Die Bibel erzählt, wie Menschen einander segnen. Sie berichtet, wie kostbar und wirkungsvoll dieser Segen sein kann, und welche Kraft etwa dem Erbsegen, dem letzten Segen der Eltern, innewohnt. Wir können und sollen einander zum Segen werden. Die Bibel ruft uns sogar auf, Gott zu segnen. An vielen Stellen, wo es heißt „dankt Gott" oder „lobt Gott", steht eigentlich im Hebräischen das Wort (barakh) „segnet" Segnet Gott, preist Gott.

Ja, auch Gott möchte von uns gesegnet werden. Er möchte anerkannt werden, so wie jeder Mensch der Anerkennung bedarf. Eines Wortes, eines Zeichens, das ihm sagt: Es ist gut, dass du da bist.

Heute, an der Jubiläumskonfirmation schauen wir zurück, was die Jahre aus uns und was wir aus den Jahren gemacht haben. Verborgen im Gleichklang des Alltags und im Auf und Ab der Jahre sind Spuren Gottes  in unserem Leben gelegt. In den Menschen, die uns begegnen, in Herausforderungen, in all den Freuden und Leiden der Jahre hat Gott den Segen für uns verpackt. Wir können heute das Verborgene entdecken und können dankbar werden für die großen und kleinen Geschenke des Lebens.

Manchmal wird uns dazu eine Sinnesänderung zugemutet, eine Umkehr des Denkens. Seht die Dinge mal anders herum, und dann könnt ihr, gerade wie Jesus, von den Armen, Kranken, Schwachen, den Mühseligen und Beladenen mit höchster Anerkennung sprechen. Er preist sie selig.

Sehen sie nicht nur auf ihre vielfältigen Aktivitäten, schauen sie doch auch mal, wie viele gute Werke sie anderen durch ihr Leiden ermöglich erhaben.

Da ist ihnen dann vielleicht der Apotheker zu besonderem Dank verpflichtet. Und wen hätte die Dame vom Arbeitsamt eigentlich vermitteln sollen ohne sie. Der Pfarrer hätte so manchesmal alleine dagesessen - ohne ihre Probleme. Selbst die Ehescheidung hat noch manchem  Juristen sein Auskommen beschert. Von den Falten ihres Alters leben die Beschäftigten der Kosmetikindustrie, jedenfalls wenn sie dem Schicksal trotzen und sich ihre Schönheit bewahren wollen – tun sie’s ruhig.

Ein solcher mit einem heiteren Schmunzeln verbundene Perspektivenwechsel ist wohl  ein Segen. Wir entdecken dabei nämlich wie die Kraft Jesus Christi gerade in unseren Schwächen mächtig ist. Über vergebene Sünden können sie heute getrost auch Lachen.

Hier in der Kirche geben wir Segen weiter - den Jubiläumskonfirmandinnen und -konfirmanden besonders. Er wird wirken, ganz bestimmt. Gott begleitet und hilft uns, dass wir unseren Weg finden und gehen. Jede und jeder von uns hat die Gabe, Segen um sich herum zu verbreiten, eine Atmosphäre, in der Menschen Kraft empfangen. Jede und jeder kann etwas beitragen zu einer Welt, in der Gerechtigkeit gedeiht.

Manchmal geschieht das ja gar nicht so sehr durch große Werke, sondern einfach dadurch, dass sie sich höchste Anerkennung zusprechen lassen, sich selig sprechen lasse, so wie sie sind: arm oder krank, verheiratet oder geschieden, versklavt, von der Arbeit aufgefressen oder arbeitslos.

Das erste Wort Jesu in der Bergpredigt sind Seligpreisung für sie, die Armen, die Hungernden nach Gerechtigkeit, die Unterdrückten, die Kranken,

Genau so gehören sie dazu, zur Geschichte Gottes.  So eben sind sie  gesegnet. Ihr Schicksal dient dazu, dass Menschen berührt werden. Berührt von der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet.

So werden sie auch  heute gesegnet, für die Zeit die vor ihnen liegt. Bei den Silbernen die Zeit des Sommers, bei den Goldenen die Zeit der Ernte, bei den Diamantenen, Eisernen die der nachlassenden Kräfte. Und wenn sie von dieser Welt gehen und das Zeitliche segnen, können sie noch ein Segen sein, für die Gemeinschaft der Heiligen, für die Kirche, in der wir hier zusammen sind.

Ein  fröhliches, ein  leuchtendes Angesicht, und den tiefen Frieden Gottes wünsche ich Ihnen, ein Berührtsein, von himmlischer Kraft. Sie eingeladen zum Mahl des Herrn. Er reicht ihnen die Hand zum Frieden. Er ist ihnen gnädig und das können sie dann getrost auch zueinander sein.

Amen



Beichte und Absolution:



Barmherziger Gott, Wir wollen hier  zusammenstehen, noch einmal nach all den Jahren. Aber wir beichten Dir: es fällt uns manchmal auch schwer einander die Hand zu reichen. Gräben haben sich aufgetan zwischen uns. Wir haben einander gekränkt und verletzt.  Stolz, Eitelkeit und Selbstrechtfertigung  haben uns verhärtet. Aber wir wünschen uns auch, dass die Wunden unserer Seele heilen können, dass unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen uns nicht mehr trennen.

Vor dir, dem heiligen Gott bekennen wir, dass wir gesündigt haben in Gedanken, Worten und Werken. Und bitten um deine Gnade:



Kyrie eleison



Gott spricht; Ich will  einen neuen Bund mit euch schließen. Trotz allem was sich an Gräben aufgetan hat, ihr dürft heute hier zusammen stehen zum Heiligen Abendmahl. In seinem Namen sage ich euch zu: „Euch ist vergeben. Vergebt einander, wie euch vergeben ist“.

Wir erinnern uns wie Gott uns vergeben hat: „In jener Nacht, in der unser Herr Jesus verraten ward  ... „

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