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Geist > Weihnachten

Christmette 2011 mittendrinn ist Weihnachten
mit Bildern vom entsprechenden Krippenspiel
Liebe Festgemeinde,
„spielt ihr auch jedes Jahr das gleiche Krippenspiel?“ fragt mich ein Freund.
In manchen Gemeinde ist das ja so – jedes Jahr das gleiche. „Denn das
Gewohnte gibt uns Sicherheit, auch wenn es schläfrig macht und uns den
Mantel enger ziehen lässt.“
„Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind auf die Erde nieder wo wir Menschen sind.“ –
das Lied steht zwar nicht im Evangelischen Gesangbuch, aber jeder kennt es, und die Kinder
stimmen sofort laut und kräftig mit ein. „Alle Jahre wieder“, das ist etwas Verlässliches. Das
gibt dem Leben einen Rhythmus und zeugt von der großen Treue Gottes, der eben alle
Jahre wieder in besonderer Gestalt zur Erde kommt: als Christuskind. Wir spielen die
Geschichte an Heiligabend im Krippenspiel. Danach kommen bei „alle Jahre wieder“ in Vers
2 die Sternsinger: „Kehrt mit seinem Segen, ein in jedes Haus.“ Oder jedenfalls, wenn sie es
wünschen und Gottes Segen über der Haustür haben wollen, dann kommen die auch zu
Ihnen und bringen den Jahressegen 2012. Lassen sie uns dazu am Ausgang einfach ihre
Adresse da. mailen, faxen oder posten Sie.
Auch wenn das alle Jahre wieder so ist, so ändert sich doch die Jahreszahl, und die
Gesichter der Kinder ändern sich, und unsere Lebenswelt ändert sich. Deswegen, so sage
ich es dem Freund, spielen wir zwar jedes Jahr ein Krippenspiel, aber es ist jedes Jahr ein
anderes. Der Rahmen des heiligen Spieles liegt zwar fest. Es ist klar: Die Krippe gehört auf
jeden Fall dazu, und auf jeden Fall: die Geschichte geht gut aus. Trotz aller
Schicksalsmächte und menschenunwürdiger Unterkünfte: das Kind wird geboren, und wir
haben allen Grund zur Freude.
Aber die Details sind jedes Jahr etwas anders. Die ewige Geschichte ist zugleich ewig neu.
„Es begab sich aber zu der Zeit des Kaisers Augustus“, und es begibt sich heute, dass das
Christuskind zur Erde kommt. Ebendeswegen verpacken wir die alte Botschaft immer wieder
neu, erzählen von dem, was sich begab mit Bildern aus unserer Zeit und unserem Ort - die
alte Geschichte noch einmal neu.
So ist in diesem Jahr eine Bilderserie entstanden von unseren Theaterkids und ihrem Spiel:
„Mittendrin ist Weihnachten“. Ich will Ihnen/ Euch heute damit die Weihnachtsgeschichte
erzählen.
In diese Mette integriert sind dabei alte- und neue Texte zu der Figur der Maria, der Chor
„die Kirchenmäuse“, das Friedenslicht von Bethlehem und unsere Kirchenmusikerin Caroline
Adam.
Die Bilder stammen aus Wachenbuchen. Herzlichen Dank Herr Achim Weth und den
Theaterkids. Wenn Sie darüber hinaus etwas für die Integration von benachteiligten Kindern
hier in Wachenbuchen tun wollen, dann füllen sie uns dafür am Ausgang den Klingelbeutel.
Wir bauen damit weiter an der Krippe und dem Stall.
Herbei oh ihr Gläubgen.
Lied 45 1-4
Text Lukas 1, Magnificat
Lied 35
Text Berthold Brecht: Maria
Chor: Volk in der Wüste.
Predigt1:
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Das sind sie also: Maria und Josef in diesem Jahr gespielt von L. und A. . A. hat sich in
diesem Jahr dazu gefunden. L. gehört schon lange dazu. Bei vielen Krippenspielen hat sie
mitgewirkt. Als Hirte oder König Herodes oder besonders prädestiniert als Weise aus dem
Morgenland. In diesem Jahr spielte sie nun bei den Theaterkids die Hauptrolle als Maria.
Vielleicht ist es auch ein Stück ihrer Geschichte:
Geboren heute vor genau .. in , getauft zum Johannistag mit den Worten des Zacharias
aus der Weihnachtsgeschichte, dem Benedictus: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn
er hat besucht und erlöst sein Volk.“
Es klingt die alte Weihnachtsbotschaft herüber, aus dem Propheten Jesaja für ein vom Krieg
zerstörtes Land: „Das Volk das im Finsteren wandelt sieht ein großes Licht, und über denen
die da wandeln m finsteren Land scheint es hell.“
Ich weiß nicht welcher Stern es war, der sie aus dem Morgenland hier her
geführt hat. Nur soviel: Sie war und sie ist uns hochwillkommen. Ein Reichtum
für ihre Familie, für unseren Ort, unsere Kirchengemeinde, für dieses Land.
Manchmal haben Engel ja auch solche Flügel: Ein
Flugzeug und ein Kind, das bittet: „Nimm mich mit in deine Welt, in der
ich bessere Chancen habe.“ Wie viele Kinder leben noch immer in
großer Armut. Ohne Zugang zu Schule und Bildung, irgendwo hinein
geworfen in ein finsteres Land. Sie leben unter drückendem Joch. Sie
wartend auf Befreiung, Und dann der Jubel, wie er in der diesjährigen
Weihnachtbotschaft anklingt, wie wir ihn aus den arabischen Länder in diesem Jahr gehört
haben: „Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den
Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn
dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.“
Flugzeugflügel: vielleicht auch die Bitte der Kinder aus Bengasi um Hilfe und Schutz vor den
Truppen des Diktators in Libyen. Sie wurde in letzter Minute erfüllt und brachte Rettung vor
dem Untergang. Auch daran denken wir am Ende dieses Jahres.
So sind manche hier angekommen: als Flüchtlinge. Ihr ganze
Habe ist in einem einzigen Koffer. Sie warten auf einen Bus, der sie irgendwohin bringt.
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Hinter ihnen die Rücklichter eines Autos. Für sie noch ein unerschwinglicher Traum.
Daneben die Zigarettenreklame mit dem schönen Bild von freiem Genuss und der kleinen
Information: „die Menge an Teer, Nikotin und Kohlenmonoxid, die sie inhalieren variiert, je
nachdem wie sie ihre Zigarette rauchen.“ Ein bisschen Genuss gegen die Last des Alltags,
den Stress und den Druck. Aber bei manchem bleibt auch ganz schön viel Dreck auf der
Lunge, und manchmal lastet noch mehr auf der Seele.
Die Wohlstandsgesellschaft mit ihren Einkaufsmärkten im Hintergrund. Sie träumen davon.
Aber die Türen sind zu. Maria und Josef müssen draußen bleiben. Die einem haben alles,
und die anderen nur den Koffer vor der Tür. Josef, Hut auf’s Herz, Zum Schutz der Seele vor
der Ungerechtigkeit.
Für manche ist sie ein rotes Tuch. Das rote Kopftuch der Maria. Die
Bibel berichtet nur von der Herkunft des Josef: einer aus dem alten Königsgeschlecht,
Nachfahre Davids. Eigentlich ein Einheimischer in Bethlehem. Aber Maria? Eine Fremde ist
sie. Irgendwie hat sie etwas mit Elisabeth zu tun und ihrem Mann Zacharias, dem Priester
am Tempel. Da ist eine besondere Beziehung zur Religion. Und bisweilen wird das Kopftuch
zum religiösen Bekenntnis.
Ein rotes Tuch im öffentlichen Raum vor dem historischen Rathaus. Manche sind in ihren
Tüchern gefesselt, müssen sich verhüllen. Maria kann es auch abnehmen, als Symbol ihrer
Freiheit. Dann sieht es fast schon aus wie die rote Fahne der Revolution. Soll die auf dem
Fahnenmast im Hintergrund gehisst werden? Etwa als Erinnerung daran, dass ein
gnadenloser Kapitalismus sich selbst zerstört. Josef blickt skeptisch.
Der Bulle, Symbol für steigende Aktienkurse, die Wirtschaft boomt, glänzende Gewinne. Das
Land steht gut im Futter. Aber in der Bibel ist er auch das Symbol für falsche Götter: für den
Tanz ums goldene Kalb. Frieden und Gerechtigkeit bleiben auf der Strecke..
Maria und Josef sind ausgeschlossen von dem neuen Reichtum. Die Wirtschaftszahlen
belegen das: Die Armen haben nicht viel von dem neuen Reichtum. Es ist ein trauriger Blick:
die Weiden des Wohlstanden zu sehen, aber ausgeschlossen zu sein. Wo sollen sie hin? Ist
da noch irgendwo eine Unterkunft? Wo wird das Kind aufgenommen, das Maria erwartet?
Vielleicht hier: In einem unserer Sportvereine. Als Fußballer bei der
KEWA. Der Blick der beiden ist etwas hoffnungsvoller. Die Arbeit der
Sportvereine zur Aufnahme von Migrantenkinder könnte ein Beispiel
sein, wie es gehen kann. Es geht nicht nur um sportlichen Erfolg, es
geht auch um Familienhilfe, und wo kann es die besser geben als in
einem Verein, der sich auch als offene Familie versteht.
Und diese Tür? Dahinter ist sehr viel Musik, aber werden sie mitspielen
können? Wird das Blasorchester eine Heimat auch für ihr Kind?
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Wir haben uns entschlossen, dieses Bild nicht zu veröffentlichen. Es
gehört auch gar nicht zur ursprünglichen Weihnachtsgeschichte.
Vielleicht weil es in Bethlehem so unfreundliche Wirte gar nicht gibt.
Aber in der späteren Geschichte wird auch von ihnen berichtet: Denen,
die dieses Paar in Not einfach vor die Tür setzen. Die Erbarmungslosen, die nur ihren Profit
sehen und nicht mehr den Menschen, die Gierigen und Geizigen.
2. Wirt
Auch dieses Bild veröffentlichen wir nicht. Der Wirt hat es uns verboten. Es wäre für ihn
geschäftsschädigend. Der 2. Wirt, der mit fadenscheinigen Gründen die Hilfe verweigert,
den es nicht kümmert, dass ein Kind eine Unterkunft braucht, damit es - kaum geboren -
nicht erfriert. Nein, solche Wirte sind wir ja nicht, oder höchstes in einer uns selbst tief
verborgenen, dunklen Stelle unserer Existenz; Seiten in uns, vor denen wir selbst
erschrecken, die nur noch dunkel sind. All das rechtfertigen zu wollen macht es nur noch
schlimmer. Da hilft nur: einfach mal um Vergebung bitten..
Letzter Versuch von Maria und Josef in Bethlehem. „Zur Krone“ heißt das
Lokal. Es ist nicht gerade das Tor eines Palastes. Ob sie hier mehr Glück haben?
Das Tor lässt sich öffnen und sie gehen hinein. Da stehen sie an der Tür zur
Gaststube. „Haxenessen im Dezember“, bitte vorbestellen, steht an der Tür. Sie haben sich
an diesem Tag zwar die Haxen wund gelaufen, aber vorbestellt haben sie natürlich nichts.
Maria hält ihren Bauch. Das Kind kann jeden Augenblick kommen.
Aber da kommt erst einmal der Wirt und gerät mittenhinein ins
Krippenspiel. Zum Glück ist er einer der mitspielt, einer der mal Licht in diesen dunklen Tag
bringt.
Auch wenn er wegen der vielen Gäste beim Haxenessen keinen Platz mehr
hat in der Herberge: Da hinten ist noch ein Stall. Dort kann das hochheilige Paar erst mal
unterkommen. Die Laterne gibt er ihnen mit und weist ihnen den Weg. Immer dem Bach
entlang! Sie finden ihre Hütte. Das Kind kann kommen. Es wimmelt zwar vor Mäusen. Aber
heute Abend singen sie wie die himmlischen Chöre.
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Chor
die Kirchenmäuse: Weihnachtsbote
„Und es waren Hirten, die hüteten des Nachts ihre Herde.“ Von den vier
Hirten auf dem Bild ist einer ganz echt. Entdecken sie ihn? Über viele Jahre hat er uns
regelmäßig zu Weihnachten mit seinem Traktor den Christbaum zur Kirche gefahren. Es war
sein Beitrag zum Krippenspiel. Er selbst konnte ja meist nicht. Er musste ja die Schafe hüten.
Doch inzwischen ist der Traktor in die Jahre gekommen und er selbst auch. Die Herde ist
klein geworden, aber es geht ihm beim Schafehüten ja gar nicht mal so sehr ums Geschäft.
Es ist ein Stück Lebensinhalt. Etwas, was den Tagen eine Bedeutung verleiht. Er hat seinen
festen Platz in der Dorfgemeinschaft. Er ist der Schäfer, der Hirte - auch mit kleiner Herde.
Und dann gibt es diese Begegnungen der besonderen Art: Ich weiß nicht ob ihm jemals
zuvor der Engel des Herrn bei seinen Schafen erschien – jedenfalls: hier ist er, und er
verkündigt große Freude allem Volk: den Hirten und Herden, den Alten und den Jungen,
Kranken und Gesunden. Ein Kindlein in Windeln gewickelt, der Heiland, welche Freude!
Ein Kerze im Wind und der Mond, der vom Himmel herab kommt, Freude
auf den Gesichtern. Natürlich gehört zu vielen Herden auch ein schwarzes Schaf. Das steht
diesmal in der Mitte. Das neue Leben ist da für alle. Unbeschwertes Kinderspiel „Euch ist
heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr in der Stadt Davids.“
Der erste Christ, und viele folgen ihm. Zum Beispiel:
die freundliche Familie Pham. Die sind zu uns nach Wachenbuchen
gekommen, so dass wir auch weiterhin ein Geschäft haben für den täglichen Einkauf,
himmlisch nah. Sie haben Tür und Tor auch für Josef und Maria und ihr Kind geöffnet.
Schauen wir mal, was sie im Einkaufswagen haben.
Nicht viel, nur die Laterne und das Kind. Aber wer in der Krippe geboren ist, für den wird der
Wagen vom Supermarkt zum Kinderwagen
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Und dann zur KEWA, dem Fußballverein. Josef träumt, dass der Stern
von Bethlehem zum Fußballstar wird. Jedenfalls wird das Kind hier aufgenommen und kann
vielleicht in drei vier Jahren schon mal bei den Bambinis spielen.
Weiter zum Spielplatz. Jesus wird Skateboard fahren und seinen Platz
hier haben bei den anderen wilden Kerlen.
Ja, so schön kann das sein, wenn du als Fremder kommst und
Aufnahme findest und das Kind groß werden kann und zunehmen an Alter und Weisheit. Es
ist der ganze Stolz der Eltern. Ein schönes Bild. Wir können daran mitwirken, dass es wahr
bleibt.
Musik macht das Christkind natürlich auch, das Kind der Zukunft -
beim Blasorchester Wachenbuchen. Amazing grace –welch wunderbare Gnade.
Dass Kinder hier eine Heimat finden, egal wo sie herkommen, darüber
freuen wir uns gerade in unserer Kirchengemeinde. Wir wollen Tür und Tor offen halten für
gute Gemeinschaft und im speziellen bei uns auch viel Theater.
Also, lieber Josef und liebe Maria, bleibt doch einfach hier in
Wachenbuchen. Überlegt euch das mal hier am Partnerschaftsbrunnen.
Wir könnten doch Partner werden, mit euch und all den anderen, die aus
vielen Ländern und Kulturen zu uns kommen. Die Welt wäre eine
christliche Gemeinschaft. Das schließt andere religiöse Traditionen nicht aus, sondern ein, so
eben wie das altgermanische Baumheiligtum zum Christbaum wurde und heute mitten in der
Kirche steht.
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Maria und Josef - wir hätten da sogar eine richtig gute Arbeit für euch.
Euer Kind könnte hier groß werden. Ihr habt ja nun genug Erfahrungen gemacht mit
unfreundlichen Wirten und verschlossen Türen, mit Herbergen, wo man nichts zu essen
kriegt und schon gar keine Unterkunft. Aber ihr könnt das ändern!
Wir brauchen ja noch einen Wirt und eine Wirtin für unser Bürgerhaus. Das sieht jetzt auch
besser aus wie ein Stall. Es ist ganz frisch renoviert und längst nicht mehr so zugig.
Gut - große Reichtümer könnt ihr da nicht verdienen, aber zum Leben reicht es und große
Freude bei allen Vereinen wird auch sein. Zudem kann das Christkind schon mal von Anfang
an das ganze bunte Menschenvolk kennenlernen. Die merkwürdigsten Charaktere treffen
sich hier, vom Stammgast auf dem Barhocker bis zum Pfarrer Es ist das ganz richtige Leben
mit all seinen Höhen und Tiefen. Und außerdem: wenn Jesus bei uns wohnt, dann können
die Hochstädter im Nachbardorf wenigsten nicht mehr sagen, wir seien ein gottverlassenes
Nest.
Das letzte Bild: Josef und Maria mit dem Kind vor dem
geschlossenen Kirchentor.Das steht nur deswegen jetzt am Schluss, weil es so schön
stimmungsvoll ist. Außerdem lässt sich das Tor ja öffnen. Für Euch machen wir das natürlich
gerne und öffnen es ganz weit.
Amen
Chor. Fürchtet euch nicht.
Das Friedenslicht von Bethlehem wird ausgeteilt
Lied: Stille Nacht
Gebet, Vater unser, Segen
Lied: O du fröhliche
Schlussbild
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