Konfirmationsgottesdienst 30.4. 2017 - kloster-hachborn.de

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Geist > Konfirmation

 Konfirmationspredigt 2017
500 Jahre Reformation. Eine Erinnerung an  altes evangelisches Bekenntnis
 

Aus dem Augsburger Bekenntnis, CA IV – VII:
 
Dass wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangen mögen durch unser Verdienst, Werk und Genugtun sondern vor Gott gerecht werden aus Gnaden durch den Glauben.
 Solchen Glauben zu erlangen hat Gott das Predigtamt (oder mündlich Wort) eingesetzt, Evangelium und Sakrament gegeben.
 Dass solcher Glaube gute Frucht und gute Werke bringen soll.
 Es wird auch gelehrt, dass alle Zeit müsse eine heilige christliche Kirche sein, welche ist die Versammlung aller Glaubenden, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.

Liebe Konfirmanden, Eltern …
 
Nun hat es also auch die Pisa Studie herausgefunden, was seit fast 500 Jahren zum evangelischen Bekenntnis gehört.
 Im Jahr 2015 hat diese in den Ländern der OECD gefragt. Was macht Jugendliche glücklich? Anders als sonst bei dieser regelmäßig durchgeführten Studie ging es nicht um einen Schulleistungsvergleich, sondern um die tiefergehende Frage: worauf kommt es an, damit Jugendliche sich in der Schule und im Leben wohlfühlen. Inzwischen liegen die Ergebnisse vor und die lassen sich wie ein Kommentar zum evangelischen Bekenntnis lesen. „Nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtun“, heißt es im alten Bekenntnis. „Leistung allein macht nicht glücklich“ ist das Ergebnis der Studie. Entscheidend ist das Vertrauen, ist es, dass jemand an dich glaubt und du dann auch Selbstvertrauen gewinnst. „Solchen Glauben zu erlangen hat Gott das Predigtamt oder mündlich Wort eingesetzt, Evangelium und Sakrament gegeben“ formuliert das alte Bekenntnis. Luther verstand das Predigtamt dabei noch nicht klerikal, da geht es zunächst nicht um dem Pfarrer auf der Kanzel, sondern das, was nun also auch die Pisa Studie als wichtigste Grundlage für das Wohlbefinden der Kinder herausgefunden. Nämlich: dass Eltern mit ihren Kindern gut reden, das sie für ihre Kinder frohe Botschaft haben, Evangelium also und dazu dann noch regelmäßig ein gemeinsames Abendmahl, das gemeinsame Essen am Familientisch. Das ist Wort und Sakrament, und das geschieht zunächst in den Familien
Den Rückmeldungen der Konfirmanden habe ich entnommen, dass Sie das auch in großer Selbstverständlichkeit zelebrieren.
 
Ob es neben dem klaren Bekenntnis zu einem Menschenkind, wie bei der Taufe, und dem gemeinsamen Essen, meist Abends, noch weitere Sakramente gibt, Mittel zum Heil, das lässt die Pisa –Studie offen, aber der Sport ist zumindest ein heißer Kandidat dafür.
Ein schönes Beispiel aus eurer Konfibibel liefert da etwa die Vorstellung von Tim, Max schreibt: „Richtig gute Freunde sind wir geworden als wir bei Timo waren. Er hatte uns beide eingeladen, um bei ihm im Hof Fussball zu spielen. Da haben wir uns dann auch direkt gut verstanden. Seitdem treffen wir uns jede Woche.“ Im Konfirmandenunterricht war dann meine Aufgabe nur noch, euch klar zu machen, dass nicht jeder Raum zum Fußballspielen geeignet ist und ihr die Lampen des Gemeindehauses schonen sollt.
 
In der evangelischen Kirche spielt weiterhin die Musik für das Heil eine ganz wichtige Rolle. Vieles was wir heute im Gesangbuch finden entstammt den Charts vergangener Jahrhunderte. Martin Luther empfiehlt dazu im kleinen Katechismus: „Morgens und abends sich segnen, ein Danke für diesen guten Morgen und alsdann mit Freuden an dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was dich sonst stärkt.“  Seinerzeit musste man noch selber singen, heute geht es auch mit Handy und Kopfhörer, wenn man im Bus zur Schule sitzt.
 
„Wie der Hausvater sein Gesinde soll lehren oder einfältig vorhalten“, stand dabei über den Artikeln des kleinen Katechismus, dem Lehrbuch des Glaubens.
Hausvater und Gesinde - damals war der Vater noch ganz klar das Oberhaupt der Familie, heute darf‘s auch die Mutter sein. Und manche Untersuchungen sagen: Für die Vermittlung von Religion ist die Oma zuständig.
 
Da hat sich vieles verändert aber geblieben ist das, was die Pisa-Studie festhält: Das Glück oder Unglück der Kinder hängt vom Elternhaus ab.
Der entscheidende Sonntagsgottesdienst geschieht am Frühstückstisch der Familie, der geschieht beim gemeinsamen Essen: Die Vermittlung von Ethik, die 10 Gebote sind das im Katechismus, das Bekenntnis zueinander, Glaubensbekenntnis, die Anrede zu einen himmlischen Familienmitglied, Vater unser, die Stärkung von Leib und Seele beim gemeinsamen Essen, Abendmahl. Bei all dem wächst ganz nebenher und in großer Selbstverständlichkeit das, was die Familie und dann auch die Welt im Innersten zusammenhält: Der heilige Geist, Glaube im Sinne von Vertrauen.
 
Lange bevor der Namen Christen aufkam hießen die Menschen, die sich da in Jesu Namen getroffen haben einfach nur die Vertrauenden. Jesus, das ist für sie die Offenbarung von Glauben und Vertrauen als Grund der Welt. Die Welt ist auf Kredit gebaut, auf Glauben und Vertrauen.
Der 1.Johannesbrief sagt das so - und das haben sich gleich zwei von euch als Konfirmationsspruch ausgesucht: "Unser Glaube ist der Sieg, mit dem wir in der Welt gewinnen."
„Solchen Glauben zu erlangen hat Gott das Predigtamt eingesetzt.“ Da waren Sie, die Eltern in den vergangenen Jahren also die entscheidenden Prediger und sie haben das richtig gut gemacht. So bezeugen das jedenfalls unsere Konfirmanden und schreiben in ihrem Gebet zur Konfirmation: „Danke für meinen Vater, der mir immer zur Seite stand, und wusste, was Sache ist. Er ist einer der besten Menschen der Welt.
 Danke für meine Mutter, dass sie mich aufgezogen hat, mir bei der Schule immer hilft und mich dahin fährt, wo ich hin muss. Sie war für mich da, egal was ich gemacht habe. Ich konnte zu ihr kommen, wenn es mir nicht gut ging. Danke für die Fürsorge, die Hilfe, das offene Ohr, die Arme, die für mich da waren.
 Danke für meine Geschwister, meine engsten Verwandte und Freunde, besonders für meine Oma. Sie passte einfach zu mir und bringt mich immer zum Lachen. Danke, dass ich euch meine Familie nennen kann.“
 
Aus solchem Glauben kommen dann selbstverständlich auch gute Frucht und gute Werke. Wer so eine Familie hat ist zu Leistungen motiviert, nicht nur für die Schule. So schreibt Celine über Alina: „Sie ist eine der besten Tänzerinnen, die ich kenne in Latein und Standard, und sie ist eine sehr gute Freundin. Ich habe sie lieb.“ Gelobt sei Gott!
 Doch nicht jeder hat von Kindheit an die Familie, die ihn immer hält und trägt. Etwa 15 Prozent der deutschen Schüler erleben mehrmals im Monat, dass sie ausgegrenzt werden oder dass Mitschüler über sie lachen oder lästern. Gemobbte Schüler haben oft schlechte Noten und brechen die Schule früher ab. Mädchen sind zwar seltener von physischer Gewalt betroffen als Jungen, dafür aber werden häufiger gemeine Gerüchte über sie verbreitet. Wer keine Familie hat, die ihn richtig mag, erfährt es auch in der Schule, dass man ihn los werden will.
Da hatte Jesus mal die Idee mit der neuen Familie. Die Taufe wurde zum Zeichen für noch einmal neu geboren werden und dann war klar: Du gehörst hier dazu. Er hat sie Bruder oder Schwester genannt, die die sich ihm da anschlossen, die Weggemobbten, die Aussätzigen. Er hat sie geheilt und rein geholt in die Gruppe.
 
Da bin ich also zunächst ganz froh, dass keiner von euch den Konfi Unterricht abgebrochen hat. Ja, ihr habt sogar auf der ersten Konfifreizeit mit viel Freude noch Shanigua und Jerome in eure Gruppe integriert. Die eine wurde von der Mutter wegegeben und bei dem anderen hat der Vater die Mutter erschossen, aber zur Konfigruppe sollten sie dazu gehören.
 
Wir haben Vertrauensgruppen gebildet. Die konnten sich am Ende noch mal bewähren als es um die Frage ging, wer schreibt über wen. Manche von euch gab es ja fast die ganze Zeit schon als Doppelpack oder als Viererbande, anderer haben sich gefunden, und dann gab es noch jene, da sagte die Gruppe am Ende: Über den schreiben wir alle, und natürlich nur Gutes: „nett, freundlich, lässig, lustig, fröhlich, gibt nie auf, ist ein super Freund und Rumpsteak ist sein Lieblingsessen.“  
So entstehen Freundschaften. Die Pisa-Studie bestätig es: Ein entscheidender Faktor dafür, ob sich Jugendliche in der Schule und im Leben wohl fühlen, ist, ob sie gute Freunde finden. Daraus folgt dann auch die entsprechende Leistung.  Deswegen ist das in der Konfirmandenzeit das Wichtigste. Freunde oder Freundinnen finden und bestehende Freundschaften bestärken, auf Latein heißt das konfirmieren, sie gemeinsam fest machen.
 
Da war es gut, dass wir eine richtig große Gruppe waren, die jetzt an drei Sonntagen konfirmiert wird. In einer großen Gruppe ist die Wahrscheinlichkeit einen guten Freund, eine gute Freundin zu finden jedenfalls größer, und wem die 33 anderen als Auswahl noch nicht reichten konnte sich ja bei unseren Treffen mit weiteren Konfirmandengruppen mal umsehen: bei Jugendgottesdienst, Konficup oder ökumenischer Nacht.
Spätestens da wird klar: Kirche ist mehr als eine Familie, mehr als eine Konfigruppe, mehr als eine Gemeinde.
Im alten Bekenntnis heißt das: Sie ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakrament laut dem Evangelium gereicht werden.  So sind heute 11 Familienverbände hier versammelt, um euch gemeinsam zu stärken, zu konfirmieren für euren weiteren Weg in die Welt.
 Umgekehrt wollen wir als Kirche Sie in den Familien bestärken um dieser Jugendlichen willen. So sind sie eingeladen, als Familien und Freundeskreis hier am Altar zusammen zu stehen und ihren Bund zu bestärken, zu erneuern und sich die Hand zum Frieden zu reichen. Was sie sonst in der Welt als Konfession haben oder nicht haben spielt dabei jetzt keine Rolle, und wo noch Gräben sind, die sie trennen, da bitten wir um Vergebung.
 Manchmal erlebe ich, dass Menschen vor der Konfirmation zu mir kommen zum Beichten: „Wir sind zerstritten. Da sind noch so viele Verletzungen. So vieles, was weh tut. Wie können wir da zusammenstehen?“
 Da hilft der Blick auf‘s Kreuz. Zu Ostern kommt Jesus zu seinen Jüngern als sie mit einem letzten Rest von Glauben versammelt sind. Er zeigt ihnen seine Wunden, wie sie ihn aufs Kreuz gelegt haben, tödlich verletzt. Und dann erinnern sie sich an das letzte Abendmahl mit ihm, wie er den Kelch nahm und sprach: Dies ist der neue Bund, mein Blut für euch vergossen zur Vergebung der Sünden. Da wird ein neuer Bund gestiftet mit Menschen, die sich idiotisch verhalten haben. Die entdecken: Gott hört nicht auf, an Dich zu glauben. Er glaubt an uns, trotz allem. Daraus wächst dann auch bei den Jüngern Gottvertrauen und Selbstvertrauen. Gott glaubt an dich – das ist ein großes Geschenk, eine Gnade. Ich wünsche euch, dass ihr das in all den vielen Geschenken dieses Tages entdeckt: Da ist jemand, der glaubt an dich. Wer darüber glücklich ist, der kann dann auch die entsprechende Leistung bringen in der Schule oder auch - was für einige von euch noch viel wichtiger ist - im Fußball bei der KEWA.

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