Geist > Hochzeit
Liebeslieder
Traugottesdienst mit folgenden Liedern:
Hochzeitsmarsch aus "Sommernachtstraum" - Felix Mendelsohn-Bartholdy
Ich lass für dich das Licht an - Revolverheld
Trauspruch Hoheslied 8, 6+7
Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer - EG 610
The rose - Bette Midler
Budapest - George Ezra
Ein Hoch auf uns - Andreas Bourani
Can you feel the love tonight - Elton John
Hoheslied 8, 6+7: Liebe ist stark wie der Tod
und Leidenschaft unwiderstehlich. Ihre Glut ist feurig
und eine Flamme des HERRN, sodass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können.
Liebe Hochzeitsgemeinde
Was für große Tage sind das - gestern, heute und morgen. Gestern – der Tag der deutschen Einheit, ein Tag, der nicht an Schlachten, Eroberung und den Sieg über irgendwelche Feinde erinnert, sondern an eine friedliche Revolution mit vielen Kerzen wie sie auch hier in der Kirche brennen, den Fall der Mauer ohne Blutvergießen. Für euch war das zugleich der Tag, nach allerhand Gepolter wieder Kraft zu schöpfen für diesen Tag heute.
Und morgen ist Erntedankfest. Vor manchen Dörfern haben Bauer dazu Strohballen aufgestellt und weisen darauf hin: Wir haben viel Stroh gedroschen, und die Frucht ist eingebracht. Am Ortseingang von Wachenbuchen sieht man soetwas auch: Strohballen von der letzten Ernte, aber hier nun geschmückt als Braut und Bräutigam in den Farben rot-weiß und blau-weiß. Da weiß dann gleich jeder Durchreisende, was heute hier gefeiert wird: Eure Hochzeit - ein Dankfest und gleichzeitig der Tag der Wachenbücher Einheit. Wir feiern eine wunderbare Geschichte mit vielen Liebesliedern aus alten und neuen Zeiten. In der Mitte davon steht als euer Trauspruch der Vers aus der entsprechenden biblischen Sammlung von Liebesliedern: das Hohelied Salomos - so schön und auch so erotisch, dass das Büchlein in manchen Zeiten erst ab 21 Jahren gelesen werden durfte. „Er küsse mich mit dem Kuss seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein“, so beginnt es. Und so ziemlich am Ende steht dann euer Trauspruch: „Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, sodass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können.“
Das also ist es, was euch vereint, darauf wollt ihr vertrauen: die Liebe. Rot und Blau, eure Vereinsfarben, sind dabei auch in eurem Trauspruch schon vereint, Feuer und Wasser. Und das ist nun so verbunden, dass das eine das andere nicht auslöscht, sondern etwas neues daraus wird. Rot und Blau, Feuer und Wasser - da wird ordentlich Dampf gemacht. Da steigen Wolken auf, da zischt und fauscht es. Da ist Leben mit viel Energie.
Zwei große Vereinstraditionen kommen hier zudem zusammen, zwei Familienclans. Das Wunder der Liebe ist es, dass dieses heute in großem Einverständnis geschieht und mit Selbstverständlichkeit.
Wer die alten Vereinschroniken kennt, der weiss das zu schätzen. Vor hundert Jahren etwa – wir erinnern in diesen Tagen gerade dran: Beginn des 1. Weltkrieges, da war Wachenbuchen gespalten in zwei Lager, die Roten und die Blauen, mit jeweils eigenen Gesangvereinen und zeitweise sogar eigenen Fußballmannschaften. Da waren die Bauern und die Arbeiter. Heute vor ziemlich genau 100 Jahren rückten die auch mal für ein paar Jahre zusammen. Doch es war nicht wegen der Liebe, sondern wegen den Franzosen, dem gemeinsamen Feind. Der gemeinsame Feind war das Bindemittel.
Das soll es auch in der Ehe geben: Paare, die sind immer mit jemanden verfeindet, und genau das hält sie zusammen als Kampfgemeinschaft. Die brauchen den Krieg. Und wenn der nicht ist, dann geht es zu wie damals nach 1918: die Roten machen eine Revolution und die Blauen wollen ihren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben.
Bei euch ist das nun alles längst Geschichte. Ihr traut euch zu, mit der Kraft der Liebe Unterschiede zu überbrücken, das Verschiedene zu verbinden und das Gemeinsame zu pflegen. „Ich lass für dich das Licht an, obwohl’s mir zu hell ist. Ich gehe mit dir in die schlimmsten Schnulzen. Ist mir alles egal, Hauptsache du bist da“. So siegt die Liebe selbst über manchen Revolverheld.
"Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf." So verdichtet der Apostel Paulus die entsprechende Lebenserfahrung in dem Nummer 1 Hit der biblischen Charts. Aus den Top Ten des evangelischen Gesangbuchs werden wir noch hinzufügen: "Herr, deine Liebe ist wie Grass und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus."
Es sind gegensätzliche Bilder: Wind und Weite - und das Andere: das Zuhause, die umgrenzten und vertrauten Räume, Nähe und Wärme. Die Liebe verbindet beides. Weite und vertrautes Heim. In verschiedener Mischung gehört auch beides zu einer guten Beziehung. Wer nie zuhause ist, verliert sich, wer immer nur in der Stube hockt versauert. Entscheident ist die gute Balance zwischen Freiheit und Bindung, Nähe und Distanz. So war wohl die Ferne Australiens genau der richtige Ort für einen Heiratsantrag zwischen Zweien, die so dicht beieinander groß geworden sind wie ihr.
Ihr sagt heute Ja zu einem gemeinsamen Leben und habt es auch in den Ringen eingraviert, was unser Herr Jesus Christus als letztes Wort seinen Jüngern sagt: bis an’s Ende der Welt. Das ist ein großes Versprechen! Zu groß für uns Menschen? Spricht nicht die Scheidungsstatistik eine andere Sprache? Wir alle wissen: Das Leben ist nicht immer planbar, und es folgt erst recht nicht unseren großen Träumen wie sehr wir sie auch wollen. Es wird manches Überraschende geben, denn die Liebe will zwar lang währen aber nicht langweilen. Da wird es darauf ankommen, wie ihr dieses Überraschende sehen und nehmen könnt. Stört es, unterbricht es nur die Pläne, oder ist es die besondere Herausforderung und vielleicht gar ein Geschenk des Himmels, das ein Erstarren im Festgefügten verhindert.
Lernt das, was dazwischen kommt als besonderes Geschenk zu sehen und zu hören. Nehmt auch den Eiskübel der bisweilen über feurige Liebe geschüttet wird noch mit einem Lächeln und macht etwas Gutes daraus, so wie man es kürzlich in vielen kleinen Filmchen sehen konnte.
„Freiheit, wo Baum und Blume Wurzel schlagen kann“ – wir werden es singen und bei "Baum und Blume" dürft ihr dann ganz konkret an Apfelbaum und Rose denken.
Beide grünen nicht immer, die Früchte des einen können faul werden und die der anderen jucken, man kann aber auch ein herrliches Stöffchen daraus machen. Die Rose als das klassische Symbol der Liebe hat zudem auch ihre Dornen. Der Duft und die Blüte, das lässt sich wunderbar besingen, aber es gibt auch die Zeit, da ist von alledem nichts zu sehen, außer eben diesen Dornen: Winterzeit, Kälte, Schnee über Baum und Blume. Es sind Zeiten, in denen sich etwas verwandelt, tiefer und reifer wird. Vertraut dann darauf, dass die Himmelskraft wieder kommt. Es kommt die Zeit, wo ihr wieder „Budapest“ singen könnt mit neuen Segen -Trausegen. Und dann dürft ihr getrost alles um euch herum vergessen.Die Zeit gehört nur euch Beiden und der Rest der Welt hier ist Zuschauer bei eurem Glück.
"Mein Haus in Budapest, Meine versteckte Schatzkiste, meine Äcker und Felder, für Dich würde ich alles zurücklassen."
Wir danken dem Himmel für soviel Liebe und bitten, dass sie euch erhalten bleibt. Danach stimmen sie, liebe Hochzeitsgemeinde, bitte alle mit ein in den großen Lobgesang, diese moderne Variante des "Lobe den Herrn". Sie ist in diesem Jahr gerade unter Fußballern und denen, die sie anfeuern ja sehr beliebt: "Ein Hoch auf uns." Bei dem "Hoch" dürft ihr dabei getrost an das derzeitige Wetter denken, oder erhobene Gläser, aber mindestens genauso an die hoch erhobenen Hände beim Schlußsegen. Einen kleinen Korrekturwunsch hätte ich bei diesem Lied dann allerdings doch noch. Es ist nur ein einziger Konsonant, und es lässt sich damit genauso gut singen. Der kleine Zusatzkonsonant macht klar: Hier geht es nicht um Selbstzelebrierung. Fügt bitte hinter dem Wort „Ein hoch auf“ laut oder leise noch ein kleines "s" mit ein. Dann heißt es also: Ein Hoch aufs Uns. Auf das Gemeinsame und das Uns darf dann sogar groß geschrieben werden. Wer euch kennt, der weiß, dass ihr dafür steht: für das Gemeinsame.
Ihr feiert diese Hochzeit nicht nur für euch in trauter Zweisamkeit. Ihr feiert ein Fest mit ganz vielen Menschen. Ihr engagiert euch dafür, dass es hier auch immer wieder guten Grund zum Feiern miteinander gibt. Ihr lebt nicht für euch alleine.
In der Bibel taucht das Wort „uns“ zum erstenmal auf, in dem was ihr als Schriftlesung zur Trauung hören werdet:
„Gott sprach: lasset uns Menschen machen. Ein Bild, das uns gleich sei. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde“.
Gott ist also nicht nur der große HERR, er ist dazu auch noch ganz weiblich – die Liebe. Er ist ein Uns, Sie ist ein Uns, ein Gemeinschaftswesen. Das will mit gutem Geist immer mehr Menschen mit einbeziehen, sich mehren und die Erde anfüllen. Dabei mitzumachen ist auch euer Auftrag. "Frei seid ihr, dazu ja zu sagen oder nein", so singen wir das erstmal als Platz Nummer 4 der heutigen Hitparade der Liebeslieder und hoffen anschließen auf ein klares Ja von euch.