Geist > Konfirmation
Konfirmation am 3.5.2015 in Wachenbuchen
– eine neue Liebe -
Predigt zu Johannes 20, 22- 31
Orgelvorspiel und Einzug
Begrüßung - Einführung
Wochenpsalm
Gem.: Laudate ommnes gentes
Lobpreis der Eltern
Bittruf der Eltern
Evangelium und Predigttext: Johannes 20
19 Es war am Abend des ersten Tages der neuen Woche. Die Jünger hatten solche Angst ( … ), dass sie die Türen des Raumes, in dem sie beisammen waren, verschlossen hielten. Mit einem Mal kam Jesus, trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!«
20 Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, wurden sie froh.
21 »Friede sei mit euch!«, sagte Jesus noch einmal zu ihnen. »Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich jetzt euch.«
22 Und er hauchte sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist!
23 Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr sie nicht vergebt, dem sind sie nicht vergeben.«
24 Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben.
26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!
27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern vertraue!
28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst/vertraust du. Selig sind, die nicht sehen und doch vertrauen!
30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch.
31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr darauf vertraut, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch dieses Vertrauen das Leben habt in seinem Namen.
Predigt Johannes 20, 22 -31
Nach 8 Tagen also sind wir wieder hier. Nach der Konfirmation vom letzten Sonntag feiern wir nun Konfirmation Nummer 2. Noch einmal das gleiche Osterevangelium und die gleichen Einsegnungsworte daraus: "Empfangt den Heiligen Geist". Konfirmation - das ist das Osterfest im Lebenskreis.
Aber es waren eine Woche zuvor nicht alle da. Thomas, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen als Jesus kam. So braucht die Geschichte eine Fortsetzung: der Konfirmation 2. Teil. Warum er nicht da war? Ob er noch zu sehr enttäuscht war von den Ereignissen, oder ob der Raum zu klein war für alle, oder ob er andere Termine hatte, wie jene von euch, die letzten Sonntag nicht hier waren. Es wird nicht erzählt.
Aber so viel ist wichtig dabei: Es geht Johannes, dem Erzähler der Geschichte, gar nicht so sehr darum, was da irgendwann mal geschehen ist. Es geht ihm darum, was hier und jetzt geschieht, was sich mitten unter uns ereignet. Es geht ihm darum, dass dir heute jemand sagt: Ja, ich zeige dir meine Verletzungen. Du darfst den Finger in die Wunde legen, du darfst die Narben spüren auch wenn du mitverantwortlich dafür bist und ich sage dir dennoch aus ganzer Seele: Friede sei mit dir. Friede unter uns, in unseren Familien und bei euch den Freunden, das wünscht er uns, der Auferstandene. Und dann geschieht das auch, dass Friede einkehrt in diesen ängstlichen und verwirrten Haufen und eine neue Liebe Gestalt gewinnt.
„Gott ist Liebe“, so steht das im Zentrum von all dem was Johannes schreibt. „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“. „Im Anfang war die Logik“, so beginnt er sein Evangelium, und er meint damit die Logik der Liebe. Alles ist in dieser Logik erschaffen. Von Gott reden heißt von der Liebe reden, so wie sie Fleisch wird, sich in dieser Welt zeigt in aller Herrlichkeit, voller Charme und Offenheit aber auch mit den Wundmalen einer Kreuzigung.
Was ist Liebe? Ihr habt im Konfirmandenunterricht dazu schöne Standbilder entworfen. Zwei Fotos davon finden sich auch in der Konfirmandenbibel, die ihr heute erhaltet. Aber ihr habt auch darum gebeten, nicht alles zu veröffentlichen. Zur Liebe gehören auch das Geheimnis und der geschützte Raum.
In einem solchen geschützten Raum sind die Jünger Jesu da zu Ostern und auch die Woche danach zusammen. Die Türen sind verschlossen als sie die Liebe noch einmal neu entdecken.
Was ist Liebe? Auch das wurde bei euch deutlich: Die Phantasien der Jungen sind häufig etwas anders als die der Mädchen. Auch bei Thomas ist das so. Eine neue Liebe, ein neues Leben ohne das Fleischliche - das kommt für ihn nicht in Frage.
"Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben."
Der Evangelist Johannes sieht das so. Er schreibt: "Jeder Geist der bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott und wer das nicht bekennt ist nicht aus Gott." (1. Joh. 4,2)
Ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, kommt aus der Liebe eurer Eltern. Vor euch liegt nun eine Zeit, die Liebe noch einmal neu zu entdecken in all ihren Dimensionen. Das ist die Begegnung mit der Kraft, aus der alles Leben geworden ist. Das Feuer des Heiligen Geistes nennt sie die Bibel, schöpferische Lebenskraft. Ihr könnt in dem, was da ganz nahe auf euch zu kommt den Hauch von Gott spüren. Ich wünsche euch, dass ihr dafür die entsprechend geschützten Räume findet, aber dann auch die Kraft euch öffentlich zu dem zu bekennen, was ihr im Geheimen entdeckt habt. Traut euch. Und wenn ihr nach Jahren meint, den oder die gefunden zu haben, mit dem ihr es euch gar zutraut eine neue Familie zu gründen, dann lasst euch trauen.
Nicht jede Entdeckung in dem nun vor euch liegenden Land der Liebe wird harmlos sein. Manche wird euch auch in Konflikte führen. Ein massiver Konflikt mit den Altreligiösen führt zur Kreuzigung Jesu und zur Verfolgung seiner Schüler. Die Freiheit, mit der die einen leben macht den anderen Angst.
Entdeckung im Land der Liebe sind Entdeckungen der Größe Gottes, der schöpferischen Kräfte, die immer wieder Neues entstehen lassen. Gott ist größer als das, was ihr in der Schule lernt, größer auch als unserer zeitbedingten Bilder von Religion und Moral.
Doch nicht alles was ihr erfahren werdet ist die Größe Gottes. Manches ist auch einfach nur idiotisch. Der alte Begriff dafür heißt Sünde. Wir haben deshalb auch in einer Unterrichtsstunde den Umgang mit Idioten geprobt. Idiotisch - dazu gehört etwa, einen Menschen öffentlich bloßzustellen, so wie das mit Jesu geschehen ist. Der wird splitternackt ans Kreuz genagelt, öffentlich ausgestellt und er muss die ganze Idiotie der Welt ertragen.
Heute braucht man dazu keine Kreuze mehr. Es geht auch über facebook, youtube, über Apps und Internet: nackt öffentlich ins Netz gestellt und zur Verspottung preisgegeben.
Damit da keiner von euch in Versuchung gerät haben wir an sensiblen Stellen auf der Freizeit die Handys eingesammelt. „Schutz und Schirm vor allem Argen“ wollen wir euch geben. Aber ihr seid auch selbst verantwortlich dafür, was ihr auf dem Bildschirm habt und was es mit euch macht.
Was ist die Größe Gottes, die Freiheit der Liebe, und was ist einfach nur idiotisch? Wie lässt sich‘s unterscheiden? Was sind die Maßstäbe?
Fragt man Eltern, warum sie ihre Kinder in den Konfirmandenunterricht schicken, so ist eine häufige Antwort: Damit den Kindern Werte vermittelt werden, eine gute Ethik für’s Leben, Gebote. Das ist gut so und es kam auch vor. Allerdings haben sie, die Eltern und Großeltern, das meiste da auch schon selbst vollbracht indem sie es einfach vorgelebt haben.
Als ihr im Konfirmandenunterricht eure Werteskala aufgestellt habt, da waren bei der Frage, was ist euch das Wichtigste im Leben zwei Dinge ganz oben: die Familie und die Freunde. Das wird heute hier in diesem Gottesdienst auch noch einmal sichtbar gemeinsam bestärkt, auf lateinisch konfirmiert: Ihr seid bei der Einsegnung mit euren Freunden zusammen, steht als Gruppe beim Abendmahl zusammen, und es stehen hier sichtbar beim Abendmahl eure Familien zusammen, bei manchen gar die ganze Sippe. Das ist etwas Heiliges.
„Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das Letzte wonach er die Hand ausstreckt, das Kostbarste was er im Leben besitzt ist die Familie“ – so hat das eine von euch geschrieben.
Soweit die Theorie, doch in der Praxis geschieht dann dennoch, was die Jünger Jesu zu Ostern gerade hinter sich haben: Dass in der Familie der Teufel los ist, Verrat und Verleugnung, Vertrauen zerbricht, einer wird aufs Kreuz gelegt. Eigentlich ist das alles ziemlich idiotisch, ein Wahnsinn. Es geht quer durch die Hölle. Aber so geht das manchmal zu in der Welt, wenn unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinander prallen. Für die einen ist die heilige Familie die Kleinfamilie mit Vater, Mutter, Kind. Bei anderen sind die Familienverhältnisse etwas komplizierter, so wie beim alttestamentlichen Jakob und seinen vier Frauen oder der neutestamentlichen Frau am Jakobsbrunnen mit ihren fünf Männern (Joh. 4) - und dann begegnet ihr Jesus.
Was ist da Sünde und was nicht? Was kann großzügig vergeben werden und was nicht?
Wer von Jesus klare Urteile erwartet oder gar Verurteilungen, der wird enttäuscht. Er richtet nicht. Stattdessen gibt er seinen Schülern die Vollmacht, das selber zu entscheiden, und er gibt ihnen auch den Geist dazu.
„Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr sie nicht vergebt, dem sind sie nicht vergeben.“
Ihr, liebe Konfirmanden, entscheidet darüber was geht und was nicht. Das entscheidet keiner alleine, sondern das geht nur „con“ – zusammen - confirmare, das was zusammen fest gemacht wird; wo zwei oder drei sich einig werden. Ihr entscheidet, wie eure Welt aussehen wird, wie eure Familien aussehen werden, wie ihr Freundschaften pflegt.
Heute erlebt ihr ein Stück eurer Vollmacht, wenn ihr entscheidet, wer hier mit wem eingesegnet wird, wen ihr zu eurer Konfirmation einladet, wer hier heute zur Familie und zum Freundeskreis gehört und wer auch nicht.
Ihr habt eingeladen. Um euch geht es heute. Ob dann auch jeder kommt ist noch eine andere Frage. Thomas hat noch seine Zweifel. Aber die werden überwunden durch eine vertrauensbildende Maßnahme. Der Auferstandene erscheint ihm leibhaftig und zeigt ihm wie sie mit den Verletzungen der Vergangenheit umgehen können. „Friede sei mit euch“ - das ist kein Zwang, das ist kein Muss, aber Versöhnung ist auch eine Möglichkeit.
Die Erzählung vom ungläubigen Thomas - eine wunderbare Geschichte, eine von vielen wie Vertrauen entsteht, wieder entstehen kann. Nicht alle sind in der Bibel aufgeschrieben. Was ihr da aber findet sind die Jesus Geschichten, die euch darin bestärken, dass die Welt auf Glauben und Vertrauen gebaut ist, und dass ihr durch ein solches Gottvertrauen ein erfülltes Leben habt.
So - das war eigentlich das Schlusswort im Johannesevangelium. Weil aber die Geschichte Jesu Christi weitergeht, hat einer seiner Schüler doch noch ein paar Geschichten dazu geschrieben und auch ihr habt als Schüler Jesu Christi eure Geschichten noch in jener Bibel dazu geschrieben, die ihr heute überreicht bekommt.
So schließe ich jetzt mit dem wirklich letzten Vers des biblischen Johannesevangeliums: „Es sind noch viele Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach dem anderen aufgeschrieben werden sollte, so würde die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären“ – und außerdem würde diese Predigt dann auch viel zu lang.
Lied:
Einsegnung durch den Pfarrer, Lesung der Konfirmationssprüche durch Kirchenvorsteher
Chor: o happy day
Wort des Kirchenvorstandes
Dank an die Konfiteamer
Gebet der Eltern
Sündenbekenntnis
Zuspruch der Vergebung
Abendmahl
Bekanntmachung:
Lied
Segen