Trauansprache -alles in Liebe (2018) - kloster-hachborn.de

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Geist > Hochzeit

Trauung   -  1. Kor. 16, 14  - Christliche Ethik


Ablauf:


Einzug und Orgelvorspiel

Begrüßung
Lied EG+ 65
Psalm 118, (in Auswahl)
Danket dem Himmel, den er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich,
Ich danke dir, daß du mich erhört hast
und hast mir geholfen.
Das ist aus der Liebe geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen.
Dies ist der Tag, den die Liebe macht;
laßt uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O Gott hilf, laß alles wohlgelingen!
Die Liebe ist Gott, die uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien.
Danket dem Himmel, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.
Liebesgeschichte
Entzünden der Traukerze
Sängerin: Nena, Liebe ist…
Du guckst mich an, und ich geh mit. Und der ist ewig, dieser Augenblick ...
Trauspruch:
1. Korinther 16, 14:  Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!
Liebe Hochzeitsgemeinde,
"All eure Dinge lasst in der Liebe geschehen". Das steht am Ende des 1. Korintherbriefes vom Apostel Paulus als Summe christlicher Ethik, und heute steht es am Anfang eurer Ehe. Dann folgen noch viele Grüßen und eine praktische Empfehlung, nämlich: "Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss."
Das werden wir heute hier wohl auch noch sehen, beim Brautkuss, öffentlich vor Gott und der Welt und sanft mit Musik untermalt: "Liebe meines Lebens…"
„Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss“ – da meint Paulus allerdings nicht nur das Brautpaar. Auch Sie da hinten dürfen sich küssen, wenn ihr euch mögt. Ihr dürft, ihr habt die Freiheit dazu. Nur Mut zum Kuss, gerade in der Kirche.  
„Es ist alles erlaubt“, schreibt Paulus ein paar Kapitel zuvor.
Die großen Zeiten christlicher Gemeinde waren auch später jene, wo in der Kirche etwas mehr Freiheit herrschte als draußen in der Welt. Die kirchliche Trauung bedeutete dann zugleich: Hier wird gefreit. Ab jetzt bist du wirklich ein freier Mann, bist du eine freie Frau. Du hast jemand, der dir den Rücken freihält, und deshalb hast du freien Blick nach vorne.
Doch bei aller Ermutigung zum heiligen Kuss in der Kirche. Ich bitte Sie auch darauf zu achten, wen sie küssen, wie leidenschaftlich und wie das auf andere wirkt. Dem Brautpaar möchten wir ja heute applaudieren, da ist große Freude, wenn die sich mögen und das auch leibhaftig zeigen. Aber in Korinth damals, da hat ein Sohn die Frau seines Vaters wohl etwas zu intensiv geküsst und nicht nur das. Toll trieben es die alten Römer, aber was da in der christlichen Gemeinde geschah, war selbst manchem alten Römer zu toll.
„Ist das wirklich Liebe und wie sollen wir uns dazu verhalten?“, fragen die Korinther deshalb Paulus. Der antwortet auf diese und ähnliche Fragen mit seinem Brief. Er singt dort, ähnlich wie Nena, das Hohelied der Liebe, und am Ende ist das dann die Grundregel christlicher Ethik. „All eure Dinge lasst in der Liebe geschehen“.
Ein geflügeltes Wort sagt: „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“, Paulus stimmt dem, was die Liebe betrifft, zu und gibt ein paar Empfehlungen um Krieg zu verhindern. „Alles ist erlaubt“, das kann die Hölle sein oder der Himmel. In der Liebe ist alles erlaubt, es bleibt dabei, aber – so ergänzt Paulus - nicht alles ist erbaulich, nicht alles dient zum Guten. Die ewige Liebe ereignet sich im zeitlichen Kontext mit den jeweiligen zeitbedingten Moral- und Wertvorstellungen. Sie ist nicht rücksichtslos, es gehört Taktgefühl dazu und Empfindsamkeit für den anderen und die anderen, für die umgebende Welt mit ihren sich wandelnden Vorstellungen. Soll die Frau ein Kopftuch tragen? Dürfen Männer sich die Haare lang wachsen lassen? Auch dazu hat Paulus Empfehlungen, über die manche heute nur noch schmunzeln, aber damals war das wichtig für den Frieden in der Gemeinde und mit der sie umgebenden Welt. Ja, es ist alles erlaubt, aber die Liebe ist nicht rücksichtslos. Manchmal gehört auch der Mut und die Kraft dazu, Nein zu sagen und den Rücksichtslosen seine Rücksichtslosigkeit spüren zu lassen.
Liebe ist eine freiwillige Bindung. Nicht weil ihr müsst, nicht weil irgendwelche Konventionen es erzwingen seid ihr heute hier. Die Zeit, wo geheiratet werden musste wenn ein Kind unterwegs war ist vorbei und damit auch manches Zwanghafte in der Ehe. Dafür ist die Lust heute umso wichtiger - die Lust miteinander zu leben, weils gemeinsam schöner ist.
Zur Liebe gehört die Lust – manchmal auch die Streitlust. Der 1. Korintherbrief ist der leidenschaftlichste aller Paulusbriefe, weil der Apostel mit der vom ihm geliebten Gemeinde einiges auszufechten hat. Da sind Leute, die sich beim Abendmahl sinnlos betrinken. Andere haben denen, die wegen viel Arbeit später zum Fest kommen das Brot weggegessen. Dazu gibt es heilloses Parteiengezänk, elitäres Gehabe der Gebildeten, Streit um den Haarschnitt und die Fleischsorte. Die Frage taucht auf, wie es mit der Ehescheidung steht, und nicht zuletzt ist da die Frage, ob es überhaupt gut ist zu heiraten, wo das doch bekanntermaßen nicht immer gut geht.
Paulus arbeitet die Fragen Fall für Fall und für seine Zeit ab. Doch gute Ethik besteht nicht nur in Gesetzen, die jeden Fall einzeln regeln. Es gehört vor allem eine gründliche Überzeugung dazu. Religion - sagen spätere Zeiten, Sinn und Geschmack für das Unendliche, in dem unser zeitliches Leben ruht. Was ist das, was uns hält und trägt in allen Veränderungen? Was bleibt, wenn alles andere vergeht? Was überdauert die zeitbedingten Moral- und Wertvorstellungen? „Glaube, Hoffnung, Liebe“, bekennen wir als Christen und gründen darauf den ehewigen Bund, die Ehe.
Die Gestalt der Liebe verändert sich. Manchmal ist sie gar unter dem Gegenteil versteckt, taucht in der Gestalt blutsaugender Vampire auf und beginnt damit erst recht. Einige der Veränderungen, der Metamorphosen der Liebe, habt ihr selbst erlebt. Von dem ersten Beginn, dem Zauber der frischen Verliebtheit, über das Aushalten von Distanzen, dem Ertragen täglicher Nähe, einem Kind, das den Lebensrhythmus kräftig durchwirbelt, bis hin zur Hochzeit, wo Sie nun im schönsten Kleid zu sehen ist - die Liebe und ihr gesegnet werdet für gute und für schlechte Zeiten.
Aus solchem Glauben an die Himmelsmacht folgt die entsprechende Ethik: „All eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ „Liebe – und dann tu was du willst!“ so bringt das später der Kirchenvater Augustin auf den Begriff.
„Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ Wir spielen das bei dieser Hochzeitsfeier schon mal durch. Etwas Spannung muss sein: Kommt sie oder kommt sie nicht? Sie hat die Freiheit auch nicht zu kommen, aber erbaulich ist dieser Tag nur wenn sie kommt. Sind die Eltern mit dieser Verbindung einverstanden? Ist der Vater so frei, sie aus der Hand zu geben?
Bringt euer Sohn euch die Ringe, oder verschwindet er damit irgendwo?
Was ihr in einem intimen Moment eurer Geschichte nur euch beiden versprochen habt, ereignet sich noch einmal vor aller Welt. Ihr steht hier im schönsten Schmuck in einem Raum, der euch mit vielen Generationen vor euch verbindet und in den hinein zukünftige Generationen wachsen können.
Glocken verkünden das Ereignis im Ort. Später wird auch die eine oder andere Autohupe bezeugen: Was zwischen euch geschehen ist, verlangt nach Veröffentlichung. Zum Tausch der Ringe - der Bindung in Freiheit - empfangt ihr Gottes Segen, Kraft und Stärke von oben.
„Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ Weil es um alle Dinge geht gehören heute hier auch alle dazu. Verwandtschaften und Bekanntschaften begegnen sich. In die Kirche ist jeder eingeladen. Mancher möge darüber auch selbst Lust zum Heiraten bekommen. Die Liebe will weiter gehen, auch anderen Lust machen auf ein gemeinsames Leben. Sie ist nicht nur das Größte, sie wird auch immer noch größer, geht weiter. Deswegen wird um Mitternacht der Brautstrauß in die Runde geworfen. Wer insgeheim schon wollte, sich aber bisher nicht getraut hat, kann dann mutig zu den Strauße greifen und es so dem Zukünftigen durch die Blume sagen: Komm, lass uns heiraten. Trau dich doch mal, mir einen Antrag zu machen! Ich will ja!“
Zur Trauung darf dann auch das Abendmahl nicht fehlen, nicht immer klassisch hier in der Kirche, sondern auch profan als Sektempfang mit Knabbereien und anschließend einem guten Abendessen für die Hochzeitsgemeinde. Es geht im Glauben nicht nur um geistig trockene Dinge. Allerbester Wein gehört dazu, prickelnden, lösend und lockernd, wie einst bei Jesus auf der Hochzeit zu Kana, dem Anfang seiner Abendmahle.
„Dies ist der neue Bund in meinem Blut“, sagt er noch beim letzten Abendmahl, nachdem ein Bund zerbrochen ist. Wir erinnern damit auch an die anderen Dinge, die dunklen Seiten, wenn die Seele blutet, der Himmel  brennt, Missverstehen, Verrat und Verleugnung, bis hin zur Kreuzigung und dem Wahnsinn einer Höllenfahrt; der ganze Schmerz eines Lebens, das auf die Liebe baut. Ihr versprecht euch heute die Treue nicht nur für gute Tage.
Eine Höllenfahrt möge euch dabei erspart bleiben. Doch selbst wenn: Da ist immer noch die Hoffnung auf eine Auferstehung. Die Geschichte geht gut aus, mit einer Himmelfahrt, einem Platz im Paradies und das Comeback ist gewiss - so erzählt es der Evangelist Lukas.
Nena, die wir zu Beginn gehört haben, hat es dann spätestens mit „Liebe ist…“ schon mal geschafft - das Comeback, nachdem 99 Luftballons zerplatzt oder weggeschwebt waren.
Doch heute am Hochzeitstag sind wir erst bei den 99 Luftballons, wobei ich jetzt gar nicht weiß, ob ihr welche steigen lasst. Auf jeden Fall aber könnt ihr heute getrost und mit Zuversicht zum Himmel blicken, die Liebe eures Lebens feiern.  "All you need is love". Damit lasst alles weitere geschehen.
Sängerin: Beatles, All you need ist love
Schriftlesung
Traufragen
Ringwechsel
Trausegen
Brautkuss
Sängerin: Philipp Poisel, Liebe meines Lebens
Fürbitten durch Freunde und Verwandte
Vater unser
Lied EG 590
Bekanntmachungen
Segen
Orgelnachspiel
Auszug
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